gvlartsys

Im Jahr 2011 stellte die GVL die Verteilung ihrer Einnahmen aus Leistungsschutzrechten an die Mitglieder um: von einem auf Honoraren beruhenden auf ein nutzungsbasiertes Abrechnungssystem. Für die deutschen Filmmusiker bedeutete dies erst einmal, dass sie für ihre Leistungsschutzrechte keine Ausschüttungen erhielten, denn die Meldung von Mitwirkungen an Filmmusikproduktionen war auf dem neuen Online-Portal der GVL, ARTSYS, gar nicht möglich. Seit dem 18. Juni 2014 ist diese Lücke nun endlich geschlossen. Was ist also zu tun für Filmmusiker?

Zuerst gilt folgende Einschränkung: erfasst werden können momentan nur fiktionale Filme und Serien, Dokumentationen müssen vorerst aussen vor bleiben. Die GVL will diese Werkkategorie später nachliefern, genauso wie auch Beteiligungen an Hörspielmusiken zur Zeit noch nicht gemeldet werden können. Dann gilt zu bedenken, dass durch das neue nutzungsbasierte Abrechnungssystem auch alle Mitwirkungen an länger zurückliegenden Filmproduktionen relevant werden können, sofern sie auch heute noch genutzt, sprich: gesendet und wiederholt werden. Es gilt also, im Grunde den gesamten relevanten Backkatalog an Filmmitwirkungen in das ARTSYS-System einzupflegen, auch wenn schon im alten honorarbasierten System eine Mitwirkung gemeldet wurde. Konkrete Abgabetermine für Meldungen gibt es nicht mehr, aber es gilt die Faustformel, dass eine gemeldete Beteiligung bis Juli eines Jahres gute Chancen hat, am Ende des Jahres durch die GVL vergütet zu werden.

Da auf dem ARTSYS-Portal eine Erfassung von Mitwirkungen digital geschieht, können die Nachweise über Mitwirkungen auch in Fom digitaler Files hochgeladen werden (Der Papierweg geht aber auch noch…). Für Musiker, die von Filmmusik-Komponisten für Einspielungen engagiert wurden, müsste es reichen, eine Honorarquittung oder ähnliches einzuscannen oder mit der Digitalkamera abzufotografieren. Bei Filmmusik-Komponisten ist es etwas komplexer. Grob verallgemeinert komponiert, spielt, produziert und mischt der moderne Filmkomponist den gesamten Score in Personalunion. Abhängig vom Budget einer Filmmusikproduktion werden zusätzliche Musikeinspielungen hinzugebucht, doch mit ziemlicher Sicherheit wird bei der Mehrzahl der Produktionen die Musik vom Komponisten größtenteils selber eingespielt, sei es auf akustischen Instrumenten oder als virtuelle Instrumente mit Hilfe des Computers. Das bedeutet: der Filmkomponist leitet die Tonaufnahmen, spielt solistische Parts ein und steuert auch die meisten Begleitinstrumente bei. All das sind für das Leistungsschutzrecht relevante Beteiligungen und werden durch die GVL vergütet. Diese vielfältigen Tätigkeiten des Filmkomponisten müssen nachgewiesen werden, und das geschieht über den Kompositions- und Bandübernahmevertrag, den ein Filmkomponist üblicherweise mit der Produktionsfirma abschließt. Ich habe das an ein paar Beispielen mit der GVL durchgespielt, es reichte hier die abfotografierte oder eingescannte erste Seite eines üblichen Filmmusikvertrags. Meistens steht dort ausdrücklich, dass der Komponist neben der Komposition auch ein sendefertiges Masterband abliefert, dieses produziert und einspielt. Die digitalen Nachweise können zwar auch nachträglich geliefert werden, aber ich kann nur ausdrücklich empfehlen, sich schon vorher möglichst viele Belege zusammen zu suchen, das erspart doppelten Aufwand und ist vor allem bei Serienproduktionen hilfreich, da hier mehrere Episoden gemeinsam gemeldet werden können.

Also auf zur erfolgreichen Online-Meldung:

1. Schritt: Logge dich auf dem ARTSYS-Portal mit deinem Benutzernamen und deinem Passwort ein und gehe dann zu dem Menüpunkt “Datenbank-Suche”. Dort wähle den Reiter “Filmmusik”. Jetzt befindest du dich am Eingangstor zur neuen ARTSYS Filmmusikwelt, einem neuen Interface, das irgendwann auch für alle anderen künstlerischen Kategorien des GVL-Künstlerportals eingesetzt werden soll. Klicke auf den Button “Ja, bitte wechseln zu ARTSYS Filmmusik”.

2. Schritt: Suche die Filme und Serien, an denen du beteiligt warst. Gibt es zu viele Treffer, setze den Titel des Films oder der Serie in Klammern, um nur die relevanten Suchergebnisse angezeigt zu bekommen. Die Grundeinstellung zeigt immer nur 10 Suchergebnisse an, kann aber auf bis 100 Treffer pro Seite erweitert werden, was vor allem nötig ist, wenn man für eine Serie gleich mehrere Episoden gleichzeitig melden möchte.

3. Schritt: Benutze die Merkliste, um Filme und Serien in einem Schritt gemeinsam zu melden. Falls du nur einige einzelne Filme melden willst, kann die Merkliste trotzdem hilfreich sein, um schnell auf die zu meldenden Produktionen zurückgreifen zu können. Klicke dafür links neben den Filmtiteln in die Auswahlbox und wähle dann oben rechts “Merken”. Neben dem Filmtitel in den Suchergebnissen gibt es rechts drei Symbole. Das erste Symbol ist ein Auge und es sollte blau erscheinen, was bedeutet, dass dieser Film jetzt auf der Merkliste ist. Die Merkliste erreichst du, indem du ganz oben den Menüpunkt “Gemerkt” anklickst.

4. Schritt: Die Merkliste kann jetzt alle Filme enthalten, an denen du mitgewirkt hast und die du anschließend einzeln melden möchtest. Oder die Merkliste enthält alle Episoden einer Serie, die du gemeinsam melden willst. Ich habe das so gemacht, dass ich alle Episoden einer Staffel auf die Merkliste geschaufelt habe, für die ich einen einzelnen Nachweis benötige (also der Filmmusikvertrag für die Produktion einer Serienstaffel). Die habe ich dann im “bulk” gemeldet, anschließend die Merkliste wieder freigeräumt und alle Episoden der nächsten Staffel hinzugefügt. Warum das hilfreich sein kann, erschließt sich im übernächsten Schritt. Auch für die Merkliste gilt: es werden immer nur default-mäßig 10 Titel angezeigt, falls also mehr Titel auf der Merkliste sind, muss erst immer wieder die Anzeige auf bis zu 100 Titel pro Seite erweitert werden.

5. Schritt: Jetzt kannst du auf der Merkliste entweder einen einzelnen Filmtitel auswählen und dann auf “Melden” klicken, oder, falls du einen ganzen Episodenblock einer Serienstaffel auf der Merkliste zusammengestellt hast, oben links mit dem kleinen Kästchen über den einzelnen Auswahlboxen die gesamte Seite auswählen und dann auf “Melden” klicken. Du wirst auf die Merkliste nachher immer wieder zurückkommen müssen – warum, erkläre ich gleich.

6. Schritt: Im Meldedialog siehst du, welche Titel du melden willst. Unter Punkt 2 gibst du die Art deiner Mitwirkung an. Wie oben beschrieben sind in der Regel die Mitwirkungen des Filmkomponisten vielfältig und nicht klar abzugrenzen. Die GVL erlaubt, bis zu drei Mitwirkungen je Produktion anzumelden. Für Filmkomponisten kommen wohl in den allermeisten Fällen drei Arten der Mitwirkung in Frage: Künstlerische/r Produzent/in, Instrumental-Musiker/in, und bei letzterem einmal in der Rolle des/r Solist/in sowie als Studiomusiker/in Line-up. Alle drei Arten werden bei den Ausschüttungen unterschiedlich stark gewichtet, daher ist zu empfehlen, alle Arten der Mitwirkung auch tatsächlich zu melden. Wer nur eine Art der Mitwirkung meldet, bekommt weniger Geld.

Also los geht’s: unter “Rolle” die Art der Mitwirkung auswählen, danach gegebenenfalls die “Funktion” und den “Musikbestandteil” (in der Regel “Original Score”). Welches Instrument man als Solist oder Instrumental-Musiker auswählt, ist laut GVL eigentlich unerheblich, es gibt dort keine Unterschiede in der Bewertung. Die Mitwirkung als Solist wird allerdings höher bewertet als die des Instrumental-Musikers. Wer mit Musikern gearbeitet hat, die durch ihr Spiel und ihre Interpretation den Score auf besondere Weise geprägt haben, sollte den Part des Solisten dem entsprechenden Studiomusiker überlassen. Erinnert eure Studiomusiker daran, dass sie von nun an auch ihre Mitwirkungen an den Filmmusik-Produktionen auf dem ARTSYS-Portal anmelden können. Unter Punkt 2 fehlt nun nur noch die Angabe des Aufnahmejahrs, danach kann unter Punkt 3 der Nachweis hochgeladen werden. Ganz unten wird mit dem Button “Meldung(en) speichern” der Anmeldeprozess abgeschlossen.

7. Schritt: Um die drei verschiedenen Arten der Mitwirkung zu melden, musst du jetzt Schritt 6 zweimal wiederholen und jeweils die nächste Rolle (also Künstlerische/r Produzent/in oder Instrumental-Musiker/in, dann jeweils Solist/in oder Studiomusiker/in Line-up) eintragen. Hier hilft die Merkliste, da man von hier aus den Anmeldevorgang von neuem starten kann, ohne noch mal die Produktion suchen zu müssen. Übrigens sieht man jetzt rechts neben jedem gemeldeten Titel ein blaues Figuren-Symbol, was anzeigt, dass man eine Mitwirkung für den Film oder die Serie gemeldet hat. Das €-Zeichen bedeutet nicht, dass hier bereits eine Vergütung ausgeschüttet wurde, sondern dass eine Sendemeldung der GVL vorliegt, d. h. hier kann mit einer Ausschüttung gerechnet werden.

Wer nicht durchsteigt: es gibt unter “Fragen” ein ausführliches FAQ, wo die meisten hier angesprochenen Punkte auch erklärt werden. Darüber hinaus kann man die GVL auch einfach anrufen und ausquetschen (Telefonnummer am Boden der ARTSYS-Filmmusikseite). Da das Portal brandneu ist, ist man dort, glaube ich, sehr dankbar für Feedback und Kritik.